"Unser tägliches Brot gib uns heute"

| Gemeinde

Über die Wertschätzung unserer Lebensmittel!

Die diesjährige Veranstaltung der LandFrauen Hohne zum Erntedank stand unter dem Motto „Unser tägliches Brot gib uns heute – über die Wertschätzung unserer Lebensmittel“.

Die Referentin des Abends Frau Pastorin Cornelia Möller stellte ihre Person zunächst vor: Sie ist Referentin Land- und Ernährungswirtschaft, Arbeitsfeld Kirche und Landwirtschaft, Fachbereich Kirche, Wirtschaft, Arbeitswelt im Haus kirchlicher Dienste. Vor ihrem Theologiestudium hat sie auch Biologie auf Diplom studiert. Daher liegt der Bezug zur Natur im weiteren Sinne nicht so fern. Kontakt zu LandFrauen hat sie seit ihrer Pfarrstelle in Neuenkirchen im Heidekreis, sie war den LandFrauen sofort positiv und aufgeschlossen gegenüber, hat die LandFrauen als sehr zuverlässig, aktiv, tatkräftig und ideenreich kennengelernt.

Frau Möller verband in ihrem Vortrag zur Wertschätzung von Lebensmitteln wissenschaftliche Aussagen und Statistiken wie Entwicklung der Ausgaben für Lebensmittel von 1850 bis 2020 mit kirchlichen, humanistischen, politischen, historischen und eigenen Aspekten. Beispielhaft zeigte sie auf, dass der Anteil am Einkommen für Ausgaben für Lebensmittel in Deutschland bei nur etwa 15% liegt, wohingegen dieser in den südeuropäischen Ländern deutlich höher ist, bei mehr als 20%. Dazu erläuterte sie auch eigene Erfahrungen aus ihrer 3-jährigen Arbeit in Mailand als Pastorin einer Gemeinde.

Der Druck auf die Landwirtschaft ist deutlich gestiegen, immer weniger Menschen haben einen Bezug zur Landwirtschaft und zur Erzeugung von Lebensmitteln. Ernährte im Jahr 1960 ein Landwirt gerade einmal 17 Menschen, so waren es im Jahr 2020 127 Menschen. Dies zeigt, dass immer weniger Menschen direkt in die Lebensmittelerzeugung eingebunden sind.

So benannte Frau Möller auch verschiedene Faktoren, die den Wert eines Lebensmittels bestimmen. Es ist nicht nur der Preis in Euro, sondern auch die Kosten und Folgekosten wie Klima, Umwelt, soziale Folgen spielen eine Rolle zur Wertbestimmung. Ebenso bestimmte Trends bei Produkten haben Einfluss auf den Wert eines Lebensmittels. Anhand der Wertschöpfungskette Brot machte sie deutlich, wie viele Faktoren an Wertschöpfungsketten beteiligt sind.

Frau Möller trug dann ein Lied von Fritz Baltruweit vor, „Vom Denken und Danken“. Dies gab klar zu verstehen, wofür wir doch immer wieder dankbar sein sollten. Frau Möller zeigte auf, was wir tun können, um die Wertschätzung der Lebensmittel zu fördern. Da fielen die Worte regional, saisonal, faire Preise für Importprodukte wie Kaffee und Schokolade. Gerade bzgl. dieser Importprodukte wird uns klar: Wir können uns nicht gänzlich abgrenzen, dafür sind wir international einfach zu stark vernetzt.

Frau Möller merkte noch einige Zahlen des Welthungerberichtes an, die uns zum Nachdenken anregen sollten: Weltweit hungern 735 Mio. Menschen, und unglaubliche 3,1 Mrd. Menschen weltweit können sich keine gesunde und ausgewogene Ernährung leisten, Schwerpunkt liegt hier auf Afrika, Asien und Lateinamerika. Deshalb betonte Frau Möller noch etwas Wichtiges: Wir sollten uns auch mal in Verzicht üben!

Bezogen auf den Zeitpunkt des Erntedanks erläuterte Frau Möller noch das Vaterunser genauer: Dort heißt es ja „…unser tägliches Brot gib uns heute…“. Frau Möller wies auf „UNSER tägliches Brot“ hin, es heißt nicht „Mein tägliches Brot…“, also auch an unsere Nächsten denken und dankbar sein für die Produzenten der Lebensmittel, für viele weitere kleine Dinge des täglichen Lebens. Das hat Martin Luther im kleinen Katechismus bearbeitet.

Zum Schluss ihres Vortrages gab Frau Möller den Damen des Abends mit auf den Weg nachzudenken, was wir künftig bereit sind für Lebensmittel zu zahlen.

Sie wies noch auf ein paar Dinge in eigener Sache hin: Einmal auf Oliver Loges, einen regionalen Tierhalter mit einem eigenen Schlachthof in der Nähe von Holzminden, der viel für die Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Landwirtschaft/ Tierhaltung/ Lebensmittelerzeugung leistet, und zum zweiten auf die Möglichkeit des Sorgentelefons und der Familienberatung im Rahmen der evangelischen landwirtschaftlichen Familienberatung.

Es schloss sich eine rege Diskussion an zum Thema „Schulfach Alltagskompetenz/ Ernährung“. Leider konnte dies trotz erheblicher Bemühungen der LandFrauen/ des Landvolks in Niedersachsen nicht realisiert werden, der politische Gegenwind war und ist einfach immer noch zu groß. Stattdessen wird dieses Thema mit der Aktion der LandFrauen/ des Landvolks „Transparenz schaffen“ bzw. „Kochen mit Kindern“ in den Schulen bearbeitet, was bisher auf sehr große Zustimmung und immenses Interesse gestoßen ist.

Mit diesen Eindrücken ging ein toller Abend zu Ende!

(Anne-Christine Trumann)


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