Waldrundfahrt im Realverband Hohne

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Von Rainer Brammer

Auf unserer Gemeindehomepage berichten wir jährlich von der Feldrundfahrt des Hohner Landvolkverbandes. Ackerbau und Viehzucht standen in diesem Jahr im Fokus. In diesem Bericht wollen wir über eine Waldrundfahrt des Realverbandes Hohne berichten.

Aufforstung als Themenschwerpunkt

In unserer Gemeinde hat jeder Ortsteil einen Realverband, der ca. 150 Jahre existiert und sich primär der Gemeinschaftswaldpflege widmet. Dazu wird der Verband unterstützt von dem Förster Nils Späth von der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG), die die private Forstwirtschaft bei Neuanpflanzungen, Waldpflege und der Holzernte und ihrer Vermarktung unterstützt.

Die diesjährige Waldrundfahrt hatte den Themenschwerpunkt Aufforstung. 50 Jahre nach der Sturmkatastrophe im November 1972, haben wir durch Trockenheit und Borkenkäferplage ein massives Baumsterben erlebt. In unseren Wäldern waren alle Bestände betroffen. Eichen und Buchen bereitete die Trockenheit viel Stress und führte zu partiellen Abgängen. Die Fichte und weitere Nadelholzsorten erlebten durch den Borkenkäferbefall einen Totalausfall und es entstanden große Kahlflächen, die wieder aufgeforstet werden mussten. Aufforstung kann auf die unterschiedlichste Weise durchgeführt werden. Der Realverband Hohne berichtet in diese Rundfahrt über die unterschiedliche Vorgehensweisen.

16 Teilnehmer zeigten Interesse an der Rundfahrt. Stark vertreten ist die Jugend, die bereits bei den Aufforstungsmaßnahmen mitgeholfen hat.

Anlaufpunkt 1 – Bärenhöpen am Flettmarschen Weg (Hinter der Schwarzwasserbrücke rechts ab Richtung Jagdsteg, am Ende des Weges links gelegen)

Die Fläche wurde im Jahr 2015 als Wiese erworben und verbindet die Realverbandsflächen Bullenwiese und Kaltes Moor. Die Wiese wurde in eine Waldfläche umgewandelt und die Aufforstung über eine Ausgleichsmaßnahme finanziert. Gepflanzt wurden Stieleichen und schnell wachsende Birken, die als Schattenbaum für die Eichen dienen und je nach Wachstumsfähigkeit nach ca. sieben Jahren wieder entnommen werden. Der 1. Vorsitzende des Realverbandes Wilhelm Krößmann erläutert, dass die Fläche in drei Gatter aufgeteilt wurde. Zwei Durchgänge sind für den Wildwechsel unbepflanzt geblieben. Damit der Wald optisch aufgewertet wird, sind an den Seiten sogenannte „Kulissen“ angelegt worden. Sträucher vom Rot- und Weißdorn wurden gepflanzt. Die ehemalige Wiese hat sehr wüchsige Bereiche, aber auch sandige Flächen, wo sich dem entsprechend Bäume und Sträucher unterschiedlich entwickeln. Die Entwicklung der Jungbäume wird auch bedroht durch die starke Mäusepopulation und Gatterlöcher, die durch umstürzende Bäume beschädigt werden. Für Rehe und Rotwild eine willkommene Einladung. Insgesamt ist der Vorstand mit der Entwicklung der Fläche zufrieden. 

Anlaufpunkt 2 – Kaltes Moor direkt am Flettmarschen Weg hinter der Brücke über den großen Abzugsgraben.

Der 2. Vorsitzende des Realverbandes Martin Cramm übernimmt die Berichterstattung. Die zwei kahlen Flächen mussten aufgrund des Borkenkäferbefalles komplett abgeholzt, gemulcht, bepflanzt und eingegattert werden. Die linke, größere Fläche wurde mit Roteiche und Lärche bepflanzt, wobei die Lärche in späteren Jahren der Eiche weichen wird. Die Roteiche ist vor zwei Jahren gepflanzt worden und entwickelt sich recht gut. Sie wächst pro Jahr ca. 1,20 – 1,40 Meter und hat sich damit deutlich schneller entwickelt als die Stileiche.

 

Kaltes Moor II

Auf der rechten Seite ist man dem Mitgliederwunsch nach „Experimentierbäumen nachgekommen. Baumhasel und Esskastanien (Maronen) sind in Niedersachsen nicht häufig anzutreffen, aber man wird nach fünf Jahren sehen ob der Versuch „gefruchtet“ hat. Mit der direkten Angrenzung der Straße fällt die Beobachtung des Wuchses leichter und könnte auch neugierige Blicke anziehen. Auch die selbsterstellten Gatter haben schon die Aufmerksamkeit von Fachleuten angezogen. Die älteren Schonungen entlang des Abzugsgrabens müssen in naher Zukunft durchgeforstet werden. Schönes Stangenholz für den Bau von Hochsitzen fällt sicherlich ab. Insgesamt ist der Bestand im Kalten Moor mit Fichte, Kiefer und starken Douglasien recht stabil und zählt zu den ältesten Beständen des Hohner Realverbandes.

Anlaufpunkt 3 – Bullenwiese – Lage: Flettmarscher Weg, nördlich vom großen Abzugsgraben

Auch die Fichtenbestände im der Bullenwiese waren von vom starken Borkenkäferbefall betroffen. Nach und nach wurden die Fichten vollständig entnommen und es bildeten sich Kahlstellen, die auf natürliche Weise nachwachsen sollen. Ein Gatterschutz lohnt sich nicht zu errichten und damit können wir auf der Bullenwiese von einem weiteren Experiment sprechen. Natur gegen Wilddruck!

Anlaufpunkt 4 – Müsse – Lage: Nordburger Weg hinter der gesperrten Wiehebrücke

In diesem Bereich stand einmal der schönste Baumbestand des Realverbandes. Am Anfang waren drei Fichten sichtbar befallen. Nach Besichtigung durch Förster eine Woche später waren schon dreißig Fichten erkrankt. Als die Holzrücker vor Ort mit ihrer Arbeit beginnen wollten, war schon der gesamte Bestand befallen und musste komplett entnommen werden. Über die zukünftige Nutzung der Kahlfläche wurde im Realverband ausführlich diskutiert. Schließlich entschied sich der Verband zu einer großflächigen Anpflanzung von Lärche und Douglasie ohne Gatter. Martin Cramm erläutert die Details. Die Lärche ist relativ robust gegen Sonneneinstrahlung und Wildverbiss. Die Douglasie ist empfindlicher gegen Käferbefall und Trockenheit, was man aktuell nach dem Bepflanzen schon sehen kann. Eventuell wird die Naturverjüngung mit Douglasie zu einem späteren Zeitpunkt eingegattert.

Anlaufpunkt 4 - Teil II

Die schmale Fläche zwischen der Wiehe und dem Müsseweg war nach der Abholzung mit Astholz übersät. Mit Hilfe eines Baggers wurden ein Quadratmeter große Flächen für eine partielle Bepflanzung freigelegt. Es wurden Erlen bepflanzt. Zusätzlich wurden zahlreiche Eicheln verstreut. Martin Cramm sieht in dieser Vorgehensweise schon gute ersichtliche Fortschritte.

Anlaufpunkt 5 - Müsseweg:

Die Abholzung und die Aufforstungsmaßnahmen erfordern den Einsatz von schweren Gerät. Dieser Einsatz hat die Wege stark beschädigt. Die Fahrspuren von „leichteren“ Wegen wurden quasi nach außen gedrückt und vertieften die Fahrspur, die mit einem normalen PKW nicht mehr befahrbar ist. Wenn die Aufforstungsarbeiten abgeschlossen sind, wird der Weg in Fremd- und Eigenleistung wieder in Stand gesetzt.

Anlaufpunkt 6 – Müsseweg – Kleine Fläche „Jugend forscht“

An dem Müsseweg Richtung Norden ist eine kleine Fläche ebenfalls dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Der Nachwuchs der Familien von Anika Tietje und Martin und Meike Cramm haben die Fläche wieder aufgeforstet. Dazu wurden vor dem Mulchen der Fläche zentnerweise Eicheln verstreut. Ferner wurden auch Douglasienzapfen verteilt. Nach dem Mulchen wurden von der Jugend Erlen und Eiche gepflanzt. Die Fläche ist sehr schattig und zeigte schon eine üppige Vegetation von den Baumarten, die im Vorfeld erwünscht waren. Die weiteren Jahre werden zeigen, ob man mit Minimalkosten auch gute Forstflächen anlegen kann.

Anlaufpunkt 7 Müsseweg – Große Fläche an der Wiehe noch weiter nördlich

Diese große Fläche wird keine Eigenleistung erfahren, soll aber mit staatlicher Unterstützung aufgeforstet werden. Die Fläche wird dann mit Stieleiche bepflanzt und eingegattert. Problem: Die Zuschüsse für die Maßnahme sind beantragt, aber es ist mehr als fraglich, ob eine Zuschussbewilligung und eine Umsetzung in diesem Jahr noch erfolgen können. Die Fristsetzungen von Anträgen, Zusage und Umsetzung sind nicht in der Praxis umsetzbar. Der Zeitverzug ist fatal, weil die Fläche nun von nicht erwünschten Pflanzen eingenommen wird.

Anlaufpunkt 8 Müsseweg – Wildwuchs

Die Gruppe besichtigt den Zustand eines eingegatterten Altbestandes. Die Fläche ist gut im Bewuchs, wird aber in den kommenden Jahrzehnten wenig wirtschaftlichen Ertrag erzielen. Diese Wildwuchsfläche soll im Realverband eine Ausnahme bleiben und nach dem Abbau des Gatters sich gegen Wildbiss bewähren.

Anlaufpunkt 8: Fiskusgraben in der Müsse

Die Gräben und der Teich in der Müsse sind gut gefüllt und bieten auch Fischen, Frösche und dem Eisvogel einen guten Lebensraum. Mit einigen Maßnahmen sind die Wasserstände in der Müsse und der Ahnsbecker Schleuse regulierbarer geworden. Eine auskömmliche Wasserrückhaltung ist nach den Trockenjahren in den Vordergrund gerückt.

Anlaufpunkt 9: Neugatter mit Küstentanne

Bereits vor zwei Jahren wurde in Eigenbau eine kleinere abgeholzte Fläche mit einem Gatter eingezäunt und die Küstentanne und Douglasie gepflanzt. Diese sollte eigentlich sehr trockenresistent sein, aber leider musste an verschiedenen Stellen schon nachgepflanzt werden. Hoffentlich das letzte Mal.

Anlaufpunkt 10: Die Müllerwiese in der Müsse

An der Müllerwiese ist eine ebenfalls selbst eingegatterte Fläche mit Naturverjüngung entstanden. Die Fläche war ursprüngliche eine Wiese, die einen guten Lärchenbestand hatte. Dieser konnte nach den Worten von Wilhelm Krößmann aber nicht den Naturgewalten Trockenheit und Sturm standhalten. Nun wurden im Gatter zentnerweise Eicheln verstreut, Nadelhölzer gepflanzt und der Wildwuchs an Birken, Erlen und Fichte stehen nun in Konkurrenz zu den Eichen. Beim notwendigen Freischneiden in einigen Jahren wird man sehen, welche Baumarten auf dieser schwierigen Fläche die besten Zukunftschancen haben werden.

Anlaufpunkt 11: Die Ahnsbecker Schleuse, die ebenfalls zur Müsse gehört

Schmerzlich anzusehen war das Sterben der Fichtenbestände an der Ahnsbecker Schleuse. In mehreren Etappen dünnte sich die Fläche immer mehr aus, bis sie fast kahl war. Die große Fläche westliche der Schleuse wurde mit Fördermitteln aufgeforstet, gegattert und mit vorgeschriebenen Stileichen und ein paar Hainbuchen aufgeforstet. Die kleine Fläche nördlich der Schleuse wurde in Eigenarbeit eingegattert, mit Lärchen und einer kleineren Roteichenparzelle bepflanzt. Dieser Aufwuchs ist befriedigend.

Fazit:

Der Realverband hat im Bereich Neuanpflanzung viele experimentelle Varianten auf den Weg gebracht. Nun müssen die Gatter geschützt, die Neuanpflanzungen regelmäßig freigeschnitten und bei Bedarf nachgepflanzt werden. Waldpflege ist eine Mehrgenerationenaufgabe. Hoffentlich haben nachfolgende Generationen noch viel Freude an den Aufforstungsmaßnahmen der letzten drei Jahre wie wir in der Gegenwart Freude an den Anpflanzungen unserer Vorfahren haben.

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