Feldrundfahrt in Helmerkamp mit einem Abstecher nach Lachendorf

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Der Landvolkbezirksverband Hohne führte auch in diesem Jahr seine traditionelle Feldrundfahrt durch. Dazu waren die Mitglieder mit ihren Familienangehörigen sowie alle Interessierten eingeladen. So kamen am 13. Juli etwa 70 Interessierte auf vier Anhänger unter und machten sich nach der Begrüßung durch den Landvolkbezirksvorsitzenden Christoph Düvel vom Treffpunkt Biogasanlage Hans-Joachim Cantrup-Knoop auf den Weg nach Lachendorf. Lachendorf??? Ja, denn das Helmerkämper Urgestein Alexander Thölke ist meinen seinen Kühen nach Lachendorf „ausgewandert“.

Bericht von Rainer Brammer

 

Milchviehhaltung bei Alexander Thölke

Alex Thölke und seine Frau Lisa machten sich 2020 Gedanken über ihre wirtschaftliche Zukunft und zogen auch weiter die Milchviehhaltung in Betracht. In einem Beratungsgespräch mit Peter Trumann unterbreitete dieser die Idee eines Umzugs in den freigewordenen Stall von Heiner Meyer in Lachendorf. Die Pläne für den Umbau und der Finanzierung zogen sich bis 2021 hin. Im Juni 2021 wurden die ersten Kühe in dem alten Melkstand von Alex gemolken, denn der übernommene Stall fungierte zum Schluss als Bullenstall. Umbaubaumaßnahmen wurden im laufenden Betrieb in Angriff genommen. Der Melkroboter kam im August und lief nach zwei Monaten Anlaufzeit sehr konstant gut. Eine Seite des Stalls wurde für die Kühe umgebaut und die andere Seite teilt sich auf in Kälber, Jungvieh, trockenstehende und abkalbende Kühe. Weitere Investitionen stehen noch an, aber der aktuell abgestürzte Milchpreis zwingt Alex dazu in Bezug auf Neuinvestitionen „die Füße still zu halten“. Gemolken werden aktuell 55 bis 60 Kühe. Das Team „Alex, Lisa und der Melkroboter“ sind mit der Größe der Milchviehherde und den auch zu pflegenden Pferden in Helmerkamp sehr gut ausgelastet. Der Melkroboter schafft 4-5 Kühe pro Stunde und identifiziert melkfaule, bzw. abgedrängte Kühe, die dann von Alex einzeln zum Roboter geführt werden müssen. Im Durchschnitt suchen die Kühe den Roboter 4-6mal auf. Reichlich Fragen hatte Alex beim Rundgang zu beantworten. So erfuhren die Besucher über den Einstreu, dass dieser sich aus Stroh, Pferdemist und Kalk zusammensetzt. Die Gülle muss Alex nicht ausfahren, weil sie von der Biogasanlage abgeholt wird. Die Milchjahresleistung der Herde liegt pro Jahr und Kuh bei 9.900 Litern. Nicht ganz unproblematisch war der Umzug der eigenen Kühe, weil die Umstellung von einer Anbindungshaltung in Helmerkamp auf die Laufstallhaltung in Lachendorf 10 Kühen nicht gut bekam und verloren gingen. Aktuell hat jede Kuh ihren eigenen Rhythmus und strahlt große Ruhe aus. Die Kühe werden generell künstlich befruchtet. Welche Kuh „bullt“ zeigt auch der Melkroboter an. Alex Kühe kalben auf das ganze Jahr verteilt, weil diese Aufteilung zu einer gleichmäßigen Auslastung des Melkroboters führt.

 

Weidetierhaltung benötigt den Schutz vor dem Wolf

Bei herrlichen Sonnenuntergangswetter verlegte die Feldrundfahrt ihren Standort von Lachendorf zu Marcel Behrens Weide. Im Jahr 2008 hatte er die Weidetierhaltung mit zwei Tieren begonnen. Mittlerweile zählt seine Herde fast einhundert Stück Rotvieh. Im Jahr 2021 wurde Marcel von dem Wolfsriss in Ralf Neas Weide, dem ein kleines Pony zum Opfer fiel, aufgeschreckt. Sein Herz hängt an der Weidetierhaltung, er ist noch jung an Jahren und möchte diese Haltungsform noch ein paar Jahre fortführen. Marcel will aber seinen Tieren das Schicksal eines Wolfsrisses ersparen. So begann man bereits 2021 mit der Antragsstellung für eine Bezuschussung und konnte im Frühjahr den 2022 den ersten Zaun mit einer Länge von 3,5 Kilometer fertigstellen. Die Abrissarbeiten des alten Zaunes übernahmen Marcel und seine Freunde und der Aufbau des neuen Elektrozaunes die Profis von der Lieferfirma in zwei Tagen. Die Materialkosten werden erstattet, so lange der Fördergeldtopf noch gefüllt ist. Die Aufbauarbeiten müssen die Weidetierhalter selbst finanzieren. Die Elektrozäune bedürfen einer aufwendigen Pflege. Da das unterste Litzenseil nur einen Abstand von 20 cm zum Boden hat, muss dieser Bereich mit dem Rasenmäher regelmäßig freigeschnitten werden. Mittlerweile hat Marcel weitere Elektrozäune aufgestellt, die aber nur einen bedingten Wolfsschutz geben. Er hofft, dass es bald eine Entnahmeregelung für den Wolf gibt, die dessen Ausbreitung eindämmt.

 

Zustandsbericht Ackeranbau von Peter Trumann

Kurz vor Helmerkamp legte der Wagentross einen weiteren Haltestopp ein. Nachdem die Teilnehmer an zwei Standorten viel über die Tierhaltung erfahren durften, referierte Peter Trumann über den aktuellen Stand des Ackerbaus in der Region.
Zunächst hatten wir ein etwas kühles Frühjahr. Auch mit der Feldbestellung ging es nicht zügig voran, weil einige Flächen nicht befahrbar waren. Deshalb sind die Kartoffeln erst spät gepflanzt worden. Dies lässt auch einen schlechteren Ertrag bei den Kartoffeln im Herbst erwarten, der aber hoffentlich durch höhere Preise kompensiert wird. Der Preis der Frühkartoffel ist aktuell auf einem höheren Niveau und hat in der Regel positiven Einfluss auf die Preise für die Herbsternte. Die Wintergerste ist bereits eingeholt und der Roggen steht kurz vor dem Dreschen. Einen durchwachsenen Eindruck macht die Sommergerste, die als letztes geerntet wird. Wie die Entwicklung des Getreides insgesamt wird, bleibt abzuwarten. Hans-Joachim Cantrup-Knoop ergänzt, dass die Erträge auf den Beregnungsflächen sehr gut waren und auf den Flächen ohne Beregnung die Erträge sehr mäßig waren ausfielen. Der Mais ist ebenfalls spät gedrillt worden, hat aber nach Peters Einschätzung bisher nicht gelitten. Der Mais hat weder gefroren noch ist er übergangsweise gelb geworden. Hans-Joachim Cantrup-Knoop ergänzt Information über die Maispflanze im Allgemeinen. So benötigt die Pflanze nur einmal eine Pflanzenschutzmaßnahme. Andere Pflanzen benötigen mehrfache Maßnahmen. Ähnlich verhält es sich bei der Beregnung, wo in der Regel nur drei Maßnahmen notwendig sind. Auch die Nitratbelastung unterhalb der Pflanze ist gering, weil die Pflanze mit ihrem großflächigen Wurzelwerk sehr viel Nitrat aufnimmt und wenig Restmengen im Boden belässt, die ins Grundwasser gelangen könnten. Hans-Joachim bedauert, dass die Maispflanze im Allgemeinen zu negativ wahrgenommen wird. Peter Trumann pflichtet den Ausführungen bei und ergänzt, dass vor dem expansiven Maisanbau die Flächen mit Sommergerste belegt waren, und man damals ja auch nicht abwertend von „Vergerstung“ gesprochen hat. Die Beregnungssituation erläutert Peter mit einem Zahlenbeispiel. Der Landkreis Celle hat eine Fläche von 150.000 ha. Wenn wir auf dieser Fläche einen schönen Landregen mit 20 mm haben, entspricht dies ca. 30 Millionen Kubikmeter Wasser. Das ist ungefähr die Menge, die die Landwirtschaft gerne im Landkreis beregnen möchte. In der aktuellen Jahreszeit nehmen die Pflanzen das Regenwasser auf und es geht nur wenig Wasser in den Grundwasservorrat. Aber in der nicht vegetativen Zeit müsste die Grundwasserneubildung ausreichend für die Entnahme der Landwirtschaft, der Industrie und den Verbraucher sein. Er stellt sich auch die Frage, warum man nicht das Klärwasser aus den Haushalten und der Industrie in Waldflächen versickern lässt. Er vermutet, dass das geklärte Wasser nicht ausreichend gereinigt ist und besser in der Nordsee verklappt wird.
Nach den vielen Informationen über Ackerbau und Viehzucht ging es zurück zum Hof von Hans-Joachim Cantrup-Knoop, wo schon der Grill glühte. In bester Sommerabendstimmung ließ man es sich schmecken und dankte noch einmal den Organisatoren für die aufschlussreiche Feldrundfahrt.

 

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