„Landwirtschaft und Demokratie“
Jahreshauptversammlung der LandFrauen mit informativem Vortrag
Nach Jahren der „Abstinenz“ einer üblichen Jahreshauptversammlung aus den bekannten Gründen der Corona-Pandemie begrüßte die 1. Vorsitzende des LFV Hohne Dorothee Salig zunächst sehr herzlich die Gäste der Versammlung, insbesondere den Referenten des Abends, den Vorsitzenden des Landvolkverbandes Celle Christoph Düvel, seines Zeichens Hohner, vielen persönlich bekannt und durch seinen Beruf in der eigenen Landwirtschaft und seine Familie mit einem engen Bezug auch zu den LandFrauen. So verlangte die Vorbereitung der Versammlung nach Jahren des „Ausnahmezustandes“ dem Vorstand auch einiges ab, damit sich alle wohlfühlen und in entspannter Atmosphäre den Ausführungen lauschen können. Dennoch bleibt keinem verborgen, dass uns mit dem Krieg in der Ukraine ein neuer Krisenherd beschäftigt.
Nach dem routinemäßigen Teil der Versammlung mit Themen wie Wahlen, Ehrungen, Gedenken verstorbener Mitglieder, Aufnahme neuer Damen in den Verein, Verlesen und Genehmigen von Protokollen und Kasse und Ankündigung von verschiedenen interessanten Veranstaltungen und Aktionen konnten sich die Gäste des Abends mit frischem Salat bzw. fruchtigem Hawaiitoast stärken, bevor Christoph Düvel mit seinem Vortrag startete: “Landwirtschaft und Demokratie“, was sollten wir uns darunter vorstellen?
Dieses Thema ist so umfangreich, dass es sich im Schnelldurchlauf in der Regel nicht veranschaulichen lässt. Doch obwohl die 1. Vorsitzende Dorothee Salig dem Referenten eine „Redezeit“ von nur etwa 30 Minuten überlassen hatte, schaffte es Christoph Düvel den Zuhörerinnen einen guten Überblick über den Zusammenhang von Landwirtschaft und Demokratie zu bieten. Er zeigte zunächst die Entwicklung der rapide sinkenden Anzahl der Betriebe und der steigenden Größenstrukturen der landwirtschaftlichen Betriebe in den letzten Jahrzehnten auf und ging auch auf den erfreulich steigenden Frauenanteil ein, sowohl als Betriebsleiterinnen als auch in Funktionärsgremien. Dennoch wird es immer schwieriger, Nachfolger für Fortführung von Betrieben und für Funktionärsarbeit zu gewinnen. Das hat neben den politischen Rahmenbedingungen auch einen Wandel in der Einstellung der neuen Generationen als Ursache: Stichwort ist hier Work-Life-Balance, die jungen Leute setzen ihre Schwerpunkte anders.
Die Landwirtschaft nimmt eine sehr bedeutende Rolle in der Versorgung der Menschen ein, spielt auch in Bezug auf Lebensmittelsicherheit eine wichtige Rolle, die alle Verbraucher und Verbraucherinnen betrifft. Doch die Repräsentation der Landwirtschaft in der Gesellschaft liegt nur noch bei 1,3%. Das spiegelt auch den Einfluss in der Politik wieder, das politische Gewicht der Landwirtschaft schwindet durch die sinkende Anzahl der in der Landwirtschaft Tätigen. Die Abgeordneten im Parlament werden durch die Wählermasse vertreten, und diese hat eben nur noch einen geringen Anteil in der Landwirtschaft. Umso wichtiger ist die Lobbyarbeit, die in den Medien oft als sehr negativ dargestellt wird, die aber in Person von Fachleuten im Landesverband als Kontakthalter zu Ministerien fungiert. So ist guter und schneller Informationsfluss gesichert, womit sinnvolle und wichtige Gegenarbeit geleistet werden kann.
Christoph Düvel gab einen Überblick über die Vernetzung vieler Faktoren, die die Arbeit in der Landwirtschaft beeinflussen und oftmals schwierig machen. Er nannte beispielhaft FFH, Beregnung, Viehhaltung, Wolf, Rote Gebiete, Insektenschutz, Biodiversität, Mercosur, Klimapaket, EU GAP und die Diskussion um Wetter/ Klima als Faktoren. Das muss einen Anstoß zum Überdenken des Systems geben. Die Bereitschaft der Landwirte ist da, sich Veränderungen zu stellen, Kompromisse einzugehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Jedoch müssen diese sinnhaft sein und fair entschädigt werden. „Ausgleich für Leistung und Leistung für Ausgleich“ lautet hier die Devise. Dazu erläuterte Christoph Düvel auch die verschiedenen Verbände, die den Berufsstand der Landwirte vertreten, vom Deutschen Bauernverband und Landvolk über den deutschen Raiffeisenverband und die Freien Bauern bis zum BDM, wobei dieses keine vollständige Auflistung ist. Es kommen noch weitere außerparlamentarische Gruppen hinzu, die z.B. die Thematik Wolf oder Tierwohl besprechen. Christoph Düvel lässt den Begriff „Laberrunden“ fallen, da in seinen und in den Augen der Landwirteschaft damit in diesen Gruppen nur eine Hinhaltetaktik verfolgt wird. Es liegen Ergebnisse vor, aber die Politik traut sich nicht Entscheidungen dazu zu treffen.
Christoph Düvel stellte besonders das Arbeiten gegen rechte Gruppen heraus. Diese Gruppierungen finden guten Nährboden in der Unzufriedenheit und diesen Diskussionen, die aber keine Lösungen bieten. Dem muss entschieden begegnet werden.
Er schloss seinen Vortrag mit dem Credo: Es müssen Lösungen geschaffen werden, denn Aufgeben ist keine Option!
Unter dem Applaus der LandFrauen bedankte sich Dorothee Salig nochmals außerordentlich beim Referenten für den sehr informativen Vortrag und überreichte ihm eine aus Weide selbst gefertigte Biene – das Symbol der LandFrauen - und eine „Überraschungstüte“ mit Kreationen verschiedener Leckereien!