Grüne Oasen zwischen Hektik und Ruhe

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Tiere in Spechtshorn von Lamas bis Bienen / 82-Jähriger kümmert sich um 6000 Quadratmeter Garten

Zwei Höfe – zwei Welten. Diesen Eindruck gewinnt man beim Spaziergang durch Spechtshorn morgens um halb zehn. Rund um den Eichhof mit den vielen Schatten spendenden Bäumen reihen sich die landwirtschaftlichen Betriebe aneinander. Während auf dem einen Hof hektische Betriebsamkeit herrscht und das Stroh vom Anhänger in die Scheune transportiert wird, sieht es wenige Meter weiter ganz anders aus.

Bei Familie Oelke steht auf der Terrasse noch das Frühstück auf dem Tisch. „Wir haben Urlaub, da lassen wir es gerne langsamer angehen“, sagt Vater Hans-Heinrich. Zu erzählen gibt es viel. Über schlechten Handyempfang und langsames Internet. „Mit DSL 16.000 kann man arbeiten, aber das dauert eben“, sagt Hans-Heinrich Oelke. Und über den Wolf. Natürlich habe er eine Existenzberechtigung, aber es gebe zu viele Wölfe.

Und schon geht es ums eigentliche Thema – die Tiere der Familie: Lamas, Schafe, Rinder, Gänse, Fasane. Die Landwirtschaft betreiben sie nebenberuflich. Vater Hans-Heinrich ist gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, Sohn Aaron studiert Mediendesigninformatik in Hannover. „Er ist unser Zoo-Direktor“, sagt sein Vater augenzwinkernd. Tatsächlich kümmert sich im Wesentlichen sein Sohn um die Tiere, die das ganze Jahr über draußen gehalten werden. Mit Pfeifgänsen, Galloway-Rindern und Walliser Schwarznasenschafen gehören Familie Oelke auch besondere Rassen. Die Lamas auf der Weide am Ortseingang fallen schon von der Straße her auf. „Sie sind sehr verspielt und haben ihren eigenen Kopf“, sagt Aaron, der durch den Umgang mit ihnen gut entspannen kann.

Eine Nummer kleiner sind die Tiere in einem Garten am anderen Ende der Spechtshorner Straße. Zwischen den Apfelbäumen summt es ordentlich. Andreas Baron arbeitet im Homeoffice und hat nur wenig Zeit. So führt sein Sohn Alex zu den Bienen. 20 Völker hat die Familie. „Ich helfe ab und zu beim Schleudern des Honigs“, erzählt der 17-Jährige. Behutsam holt er eine Wabe hervor. Den Umgang mit den Tieren ist er inzwischen gewohnt. „Bei Regen werden sie pampig“, meint er scherzhaft. Die Imkerei, mit der sein Vater Andreas vor rund 40 Jahren begonnen hat, entwickelt sich immer weiter. In diesem Jahr hat die Familie das erste Mal Akazienhonig hergestellt. „Das war allerdings nicht so ertragreich“, sagt Andreas Baron später. Das kalte und trockene Frühjahr war hingegen gut für die Rapsblüte. Der Hobby-Imker freut sich, dass der Berufsstand gesellschaftlich wieder mehr wahrgenommen wird.

Freude auch bei Familie Kuhls: Vater Florian, Mutter Tabea und die Söhne Hennes und Linus sind auf dem Spielplatz am Dorfgemeinschaftshaus anzutreffen. „Nachmittags könnte man es hier gar nicht aushalten“, sagt Tabea Kuhls angesichts der Sommerhitze. Die Geräte sehen noch sehr neu aus, der Kletterturm wird von den Kindern als Erstes in Beschlag genommen, danach geht es zur Seilbahn. Vor zwei Jahren wurde der gesamte Außenbereich um das „Haus am Spetzen“ barrierefrei umgestaltet. Auch ein Steinbackofen wurde angeschafft. Bei einigen Arbeiten haben die Spechtshorner mit angepackt und so zur Verschönerung ihres Dorfes beigetragen.

Angenehm kühl ist es dagegen im Garten von Hans-Heinrich Hildebrandt. Der 82-Jährige und seine Frau kümmern sich noch ganz alleine um ihr grünes Reich. Und das ist mit 6000 Quadratmetern nicht gerade klein. Von intensiver Beregnung nimmt das Paar Abstand, aber einige Büsche brauchen bei den aktuellen Temperaturen unbedingt Wasser. „Das Grundwasser fehlt, und so ein Schauer bringt nicht viel“, sagt Hildebrandt und greift zum Gartenschlauch. 35 Eichen stehen auf dem Grundstück. Die Versorgung der Pflanzen strengt an, hält das Ehepaar aber auch auf Trab. „Abends tun mir dann die Knochen weh“, erzählt der Spechtshorner. „Aber wir freuen uns, dass wir noch gesund sind.“

(Bericht & Fotos Carsten Richter - Bericht vom 8.08.2020 Cellesche Zeitung)

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