Volkstrauertag 2024

| Gemeinde

In Hohne, Helmerkamp und Spechtshorn kamen die Bürger am Volkstrauertag an den Ehrenmälern zusammen und erinnerten an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen.

                                                                                                                            von Rainer Brammer

Ehrenmal des 1. Weltkrieges an der Himmelfahrtskirche

Nach dem Gottesdienst legten Frau Pastorin Prüßing-Neumann und Kirchenvorsteher Dieter Schmidt für das Kirchspiel Hohne am Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges ein Gedenkgesteck nieder.


Ansprache von Frau Pastorin Prüßing-Neumann:

Es ist schwer auf diese zwei Weltkriege hinzuschauen. Auf die Kriegszitterer, denen der Schrecken nicht mehr aus den Glieder herausfährt. Auf Männer ohne Nase und ohne Kiefer. Die Gesichter gezeichnet vom Giftgas. Es ist schwer hinzuschauen, wie auf die trostlosen Augen der hungernden Kindern, auf die Jugendlichen in den viel zu großen Uniformen, auf diese Soldaten, die ihre Jugend, ihre Gefühle und ihre Würde auf den Schlachtfeldern verloren haben. Es ist so schwer hinzuhören auf das Trommelfeuer, dass einen in Mark und Bein fährt. Das Schreien der Verwundeten. Auf die Parolen der Regierenden, ja auch der Kirchen, die den Verstand vernebelt und die Seele vergiftet haben. Es bleibt aber wichtig! Das Hinsehen und das Hinhören. Sehen den 1. Weltkrieg und auf den 2. Weltkrieg und auf alle Kriege. Sie passieren immer noch. Heute und überall auf der Welt. Tote Menschen, traumatisierte Menschen, zerschmetterte Leiber und zerschmetterte Seelen. Soldaten, Männer, Frauen und Kinder - Kriegsopfer weltweit. Lasst uns die Opfer würdigen und lernen: „Es darf nie wieder geschehen!“ Es muss ein Ende haben. Lasst uns vor Gott treten und ihm sagen: „Wir sind so erschrocken, Gott. Immer wieder, wenn wir an diese Kriege denken. Wie kann das passieren, dass Menschen Menschen töten. Heute noch, immer wieder. Hast du deine Menschen vergessen? So kommen wir zu Gott mit dem Wunsch nach Frieden in Erinnerung an die zahlreichen Opfer und mit der dringenden Bitte: „Es darf nie wieder geschehen!“. In Gedenken an alle Opfer von Krieg und Gewalt legen wir heute den Kranz nieder und halten einem Moment der Stille.

Die Anwesenden machten sich anschließend auf den Weg zum Hohner Ehrenmal für die Gefallenen und Opfer des 2. Weltkrieges.

Feierstunde am Ehrenmal für die Gefallenen und Opfer des 2. Weltkriegs

Bürgermeister Jörn Künzle begrüßt die Anwesenden recht herzlich zu der Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag und bedankt sich, dass wieder einige Bürger der Einladung gefolgt sind! Er eröffnet die Feierstunde!

Bürgermeister Jörn Künzle und Frau Pastorin Prüßing-Neumann verlesen zu Beginn das Totengedenken.

Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder
deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind. Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten und teilen ihren Schmerz. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

Die Abordnungen der Hohner Feuerwehr und der Hohner Schützengilde legen jeweils einen Kranz nieder. Der Posaunenchor begleitet die Ehrenerweisung mit der Melodie des Liedes „Der gute Kamerad!“

Ansprache von Bürgermeister Jörn Künzle

„An diesem Volkstrauertag versammeln wir uns, um derer zu gedenken, die in Kriegen und bewaffneten Konflikten ihr Leben verloren haben. Es ist ein Tag des Gedenkens, ein Tag des Innehaltens, um uns die Gründe, die Ursachen und uns insbesondere die tragischen Konsequenzen von Kriegen, vor Augen zu führen.

Völker wählen Regierungen um ihr Land, ihr Heim und ihr Leben zu schützen und dann haben diese Völker ihr Heim zu verlassen und ihr Leben zu geben, um eben diese Regierungen zu schützen.

Tausende junger Menschen, die nicht kämpfen wollen, bekämpfen Tausende anderer junge Menschen die ebenfalls nicht kämpfen wollen und die Errungenschaft der Wissenschaft scheinen zu keinem anderen Zweck eingesetzt zu werden, um alles Errungene wieder zu zerstören.

Das ist die Welt von heute, in der wir fast täglich erfahren, wie die fatalen, schrecklichen Auswirkungen des nun fast drei Jahre andauernden Krieges in der Ukraine oder der Terrorangriff auf Israel vom Oktober 2024 in den Nachrichten und Medien uns allen vor Augen geführt werden. Wann, wann gelingt es der Wissenschaft endlich, ein „Serum“, eine „Medizin“ oder ein Mittel gegen die menschliche Dummheit zu finden, damit an Stelle von Krieg und Hass, endlich der gesunde Menschenverstand rückt? Aber - auch wenn dieses Mittel noch nicht gefunden wurde, so stehen wir in unserer Gemeinde Hohne zusammen, um Solidarität, um Mitgefühl zu zeigen. Wir erinnern uns nicht nur an die dunklen Kapitel unserer Geschichte, sondern auch an die Lehren, die wir daraus ziehen müssen. Frieden, Toleranz und Verständnis sind Werte, die wir täglich und aktiv leben sollten. Lasst uns diesen Tag deshalb nutzen, um innezuhalten und zu reflektieren. In einer Zeit, in der Konflikte und Spannungen wieder an der Tagesordnung sind, ist es wichtiger denn je, für den Frieden einzutreten und uns für eine Welt einzusetzen, in der Gewalt, Hass und das Böse keinen Platz haben. Gleichwie Feuer nicht Feuer löscht, so kann Böses nicht Böses ersticken. Nur das Gute, wenn es auf das Böse stößt und von diesem nicht angesteckt wird, besiegt das Böse. Wir gedenken nun derer, die ihr Leben im Dienst für Freiheit und Gerechtigkeit gegeben haben. Wir ehren ihr Andenken und werden unser Engagement für den Frieden jeden Tag erneuern.

Ich lade Sie und Euch auch in diesem Jahr wieder ein, gemeinsam für eine bessere Zukunft zu arbeiten – eine Zukunft, in der wir den Geist des Zusammenhalts, der Toleranz, der Versöhnung und wir den täglichen Einsatz für unsere freiheitlich-demokratischen Werte lebendig halten.

Üben wir uns darin, dass irgendwann aus dem Volkstrauertag ein Weltfriedenstag werden möge. Herzlichen Dank!“

Der Posaunenchor spielt die Nationalhymne.

 

Fürbittengebet - Vorgetragen von Frau Pastorin Prüßing-Neumann und Jörn Künzle

Gnädiger Gott, was damals geschah darf nicht in Vergessenheit geraten. All die Opfer, all das Leid, all die Tränen. Lass die Schuld von damals nicht auf unseren Schultern lasten. Lass sie uns nicht niederdrücken und lähmen. Aber helfe uns sie nicht zu vergessen. Sie als Mahnung zu verstehen, nicht selbst schuldig zu werden, in dem wir schweigen und wegsehen. Gnädiger Gott, wir stehen heute an dem Gedenkstein, um die Opfer des 2. Weltkrieges und ebenso auch der Opfer des Nationalsozialismus. Doch auch danach ist viel, viel Leid geschehen. Menschen gestorben im Krieg und Kampf. Getötet worden durch Hass und Terrorismus. Hilf uns Menschen aller Völker und Nationen Wunden zu heilen und Vergebung zu suchen. Versöhnung möglich zu machen. Hilf uns unsere Demokratie wertzuschätzen und zu bewahren. Gnädiger Gott, wir blicken heute in die Vergangenheit. Sehen auf das was war und beklagen die Toten. Doch lass uns nicht in der Vergangenheit gefangen bleiben. Was gewesen ist, können wir nicht verändern. Aber unsere Gegenwart können wir gestalten und unserer Zukunft eine Richtung geben. Lass uns barmherziger mit einander umgeben. Und unsere Welt gestalten als einen Ort des Friedens. Gnädiger Gott, dein Sohn hat die gepriesen, die Frieden stiften. Höre und erhöre unsere Gebete. Vater unser…  

Zum Abschluss bedankt sich Bürgermeister Jörn Künzle bei allen Vereinen und Verbänden für die Mitgestaltung an dieser Feierstunde. Er hebt besonders Eckhard Grimm von der Reservistenkameradschaft hervor. Eckhard konnte heute nicht anwesend sein, weil er aktiv in Belgien mit der Kriegsgräberfürsorge internationale Kriegsgräber pflegt.

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