Unsicherheit weicht Erleichterung

| Gemeinde

Gutachten vorgestellt: Von Asbestmaterial auf Wirtschaftswegen geht keine Gefahr aus

Rund zwei Jahre schwebte der Fall wie ein Damoklesschwert über der Gemeinde Hohne: Es lief ein Ermittlungsverfahren, die Zahlung einer höheren sechsstelligen Summe stand im Raum. Hinzu kam die Unsicherheit bei vielen Bürgern: Geht von dem auf drei Wirtschaftswegen verwerteten Schottermaterial, in dem oberflächlich vereinzelt Asbestbruchstücke gefunden wurden, eine Gefahr für die Gesundheit aus? Was Politik, Verwaltung und Bürgern über Jahre Kopfzerbrechen bereitete, wurde am Mittwochabend in nicht einmal zwei Stunden obsolet. Eine Informationsveranstaltung mit Professor Harald Burmeier, der im Auftrag des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Celle (ZAC) ein Gutachten angefertigt hatte, sorgte für große Erleichterung in der Hohner Turnhalle.

„Die Gefahr, die von dem Material ausgeht, geht nicht über die natürliche Hintergrundbelastung von Asbestfasern in der Umgebungsluft hinaus“, sagte Diplom-Ingenieur Burmeier. Außerdem wird eine aufwändige und kostspielige Sanierung der Wege hinfällig. Die wenigen Asbestbruchstücke sollen eingesammelt und fachgerecht entsorgt werden. Gemeindedirektor Jörg Warncke schätzt die nun anfallenden Kosten auf einen mittleren vierstelligen Betrag ein. Zur Erinnerung: Nach einem älteren Gutachten waren zuletzt 370.000 Euro genannt worden. Im Nachhinein hat es sich somit als richtig erwiesen, dass sich der ZAC als Untere Abfallbehörde eine genauere Untersuchung und Stellungnahme der Professor-Burmeier-Ingenieurgesellschaft (BIG) eingeholt hat.

Die Fachleute kommen zu dem Schluss: Schadlos und ordnungsgemäß sei das Bauschutt-Material, das die Gemeinde vom Besitzer einer Biogasanlage geschenkt bekommen hatte, verwertet worden, um die drei Wegstrecken südlich von Hohne und nördlich von Spechtshorn zu befestigen. „Das gefundene Asbest stammt nicht aus der Biogasanlage“, stellte Burmeier darüber hinaus nach der Besichtigung der Wege und der Sichtung der vorliegenden Gutachten fest. Das heißt also, das belastete Material stammt aus dem Bestand des Weges.

Die BIG stellte eine „heterogene Verteilung“ von Bruchstücken aus Asbestzement an der Oberfläche der Wege fest. Schon eine erste Laboruntersuchung des Materials an der Biogasanlage durch den Umweltgutachter Thomas Bogon habe ergeben, dass das verwertete Material für die Aufbringung in die Wege geeignet sei. Die Wege seien schon vor der Aufbringung des Schottermaterials regelmäßig repariert worden. Durch die Einarbeitung des geschenkten Bauschutts sei dann zuvor gelockertes Altmaterial – darunter die gefundenen Asbestscherben – an die Oberfläche gekommen, erläutert Burmeier. „Das Ergebnis sind punktuell vorhandene Störstoffe an der Oberfläche“, so der Experte. „Insgesamt sehr unauffällig.“

Zum Gesundheitsaspekt stellte Burmeier etwas Grundsätzliches klar: „Mineralische Reststoffe aus Baumaßnahmen, die so gut wie null Prozent Asbest enthalten, sind sehr unwahrscheinlich.“ Luftmessungen hätten 100 bis 150 Fasern pro Kubikmeter als natürliche Hintergrundbelastung in Siedlungsräumen ergeben.

Und welche Folgen für die Freisetzung der Asbestfasern hat der landwirtschaftliche Verkehr auf den Wegen? „Wenn ein Trecker darüberfährt, geht davon keine Gefahr für die Bürger aus“, so Burmeier auf die Frage eines Einwohners. Und selbst bei Windstille „würde man Fasermengen im unteren zweistelligen Bereich messen“, beruhigt der Fachmann. Bereits jetzt könne die Sperrung der Wege aufgehoben werden.

Einziger Wermutstropfen nach der insgesamt aufschlussreichen Veranstaltung: War das Interesse an dem Thema bei vergangenen Ratssitzungen sehr groß, ließ sich am Mittwoch trotz Ankündigung in der CZ und im Mitteilungsblatt der Samtgemeinde kaum ein Bürger blicken. Es waren überwiegend Mitglieder aus Rat und Verwaltung da.

(Bericht Cellesche Zeitung vom 16.07.2021 - Carsten Richter - Bild: Eigenes Material von OH)

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